Liebe Unterstützer:innen!

Vor einigen Wochen hat uns Schwester Susan einen längeren Brief geschrieben. Sie schrieb, dass sie trotz vieler Mühen niemanden gefunden habe, der in ihrer Nachfolge die Gazaprojekte fortführen würde.

Wir gehen davon aus, dass die Schulen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, zerstört sind. Zu den Menschen, mit denen Susan in Gaza zusammengearbeitet hat, besteht kein Kontakt mehr – sie sind auf der Flucht oder nicht mehr am Leben. Selbst nach einer Stabilisierung der Lage im Gazastreifen wäre daher eine Fortsetzung unserer Projekte nicht möglich gewesen, Schwester Susan oder ein:e Nachfolger:in hätte fast bei Null anfangen müssen. Dem sieht sich Schwester Susan, nach fast 30 Jahren Arbeit im Gazastreifen, die sie in der Regel an ihrem freien Tag in der Woche geleistet hat und mit über 80 Jahren nun nicht mehr gewachsen.

Damit ist uns eine Entscheidung abgenommen worden, vor der wir uns in den letzten Monaten gedrückt hatten. Mit der Tätigkeit von Schwester Susan endet auch der Daseinszweck der al omri – Kinderhilfe Palästina e.V. Wir haben in den letzten 23 Jahren immer wieder darüber nachgedacht, in welcher Form es sinnvoll sein könnte, mit anderen Kooperationspartnern zusammenzuarbeiten. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass es von Deutschland aus und selbst mit gelegentlichen Besuchen vor Ort nicht möglich ist, das Maß an Vertrauen und Verständnis zu erzielen, wie es zwischen Schwester Susan, Sabah, ihrem Team und uns bestanden hat. Ihr Vertrauen als Spender:innen war uns immer auch die Verantwortung, persönlich jederzeit dafür geradestehen zu können, dass die Spenden genau dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden und wofür Sie sie nach unserem Satzungszweck vorgesehen haben: bei bedürftigen Kindern und Familien im Gazastreifen. Und wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass in einer Region, die so von Krisen und Krieg betroffen ist wie der Gazastreifen, ein Risiko besteht, dass Gelder missbraucht werden können, um einen Krieg mitzufinanzieren, der genau denen am meisten schadet, für die wir gemeinsam 23 Jahre gearbeitet haben – den Kindern und Familien im Gazastreifen.

Wir haben uns als Vorstand daher entschieden, ab sofort unsere Spendensammlung zu beenden.

Gleichzeitig sind die Menschen im Gazastreifen im Moment in einer Situation der größten Not. Größer, als sie in den letzten 23 Jahren je gewesen ist. Wir bitten Sie daher eindringlich, die Menschen im Gazastreifen weiter zu unterstützen. Sie brauchen uns mehr denn je zuvor. Dass wir als al omri – Kinderhilfe Palästina zukünftig nicht mehr dazu beitragen können, schmerzt uns sehr. Es gibt aber andere, vertrauenswürdige Organisationen, die im Gazastreifen selbst jetzt noch mit Not- und später Aufbauhilfe tätig sind. Wenn wir Sie jetzt hiermit bitten, in Zukunft nicht mehr an die al omri – Kinderhilfe Palästina zu spenden, bitten wir Sie umso dringlicher: Spenden Sie zugunsten einer dieser folgenden Organisationen (oder einer anderen, die für Menschen im Gazastreifen direkt tätig ist):

–          Malteser Hilfsdienst e. V. | Malteser International
IBAN: DE10 3706 0120 1201 2000 12
S.W.I.F.T.: GENODED 1PA7
Stichwort: „Humanitäre Hilfe in Gaza“
https://www.malteser-international.org/de/hilfe-weltweit/naher-osten/spenden-gaza-nothilfe.html

–          Diakonie Katastrophenhilfe
Evangelische Bank
IBAN: DE68520604100000502502
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort „Nahost-Konflikt“
https://www.diakonie-katastrophenhilfe.de/projekte/nahost-konflikt-humanitaere-hilfe

–          Ärzte ohne Grenzen e.V.: die große medizinische Hilfsorganisation gehört zu den wenigen, die auch in der aktuellen Situation noch (eingeschränkt) vor Ort tätig sind und versucht, sowohl den akut Kriegsverletzten zu helfen, als auch den Ausbruch von Seuchen zu verhindern: https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/unsere-arbeit/einsatzlaender/palaestinensische-autonomiegebiete
Ärzte ohne Grenzen e.V.
IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00
SWIFT-BIC: BFSWDE33XXX

Wir bitten Sie herzlich: Unterstützen Sie diese Organisationen so großzügig, wie Sie die al omri – Kinderhilfe Palästina unterstützt haben. Und wenn Sie können, prüfen Sie bitte, ob Sie den Spendenbetrag erhöhen oder eine dauerhafte Spende leisten können.

Was passiert mit den derzeit vorhandenen Spendengeldern?

Schwester Susan hat uns bereits im Januar 2024 gebeten, die Pontifical Mission in Gaza zu unterstützen, da diese derzeit eine große Zahl von Flüchtlingen auf ihrem Gelände versorgt. Wir werden die derzeit vorhandenen Spenden (mit Ausnahme einer Sicherheit, die für die Liquidationsphase notwendig ist) ebenfalls an Pontifical Mission weiterleiten. Dazu ist noch ein Vertrag zwischen Pontifical Mission und uns notwendig, um in Deutschland geltendes Steuerrecht einzuhalten und um sicherzustellen, dass die Mittel, auch wenn wir sie weiterleiten, dort ankommen, wofür Sie sie vorgesehen haben und wo sie am dringendsten gebraucht werden: für die Versorgung von Kindern und Familien mit Essen, Hygieneartikeln, Kleidung, Decken.

Was müssen Sie nun tun, wenn Sie einen Dauerauftrag zu unseren Gunsten eingerichtet haben?

Bitte beenden Sie Ihren Dauerauftrag an die al omri – Kinderhilfe Palästina, und bitte richten Sie ihn für eine der genannten Organisationen neu ein. Sollten Sie eine Lastschriftermächtigung ausgestellt haben, beenden wir diese und teilen Ihnen das mit.

Erlauben Sie uns noch einige letzte Worte in eigener Sache. Wie Sie wissen, hat sich die al omri – Kinderhilfe in den letzten 23 Jahren nie politisch geäußert und niemals einseitige Schuldzuweisungen ausgesprochen. Wir sind der festen Überzeugung, dass dies richtig und wichtig war. Nicht nur, weil es an der Situation der Menschen im Gazastreifen nichts verbessern würde, wenn ein kleiner Verein in Deutschland vermeintlich Schuldige für das Leid und die Not der Kinder im Gazastreifen benennen würde. Sondern auch, weil es uns ermöglicht hat, niemals die Hoffnung aufzugeben, dass die Zukunft für die Kinder im Gazastreifen besser sein könnte als die Gegenwart. Wir glauben fest daran, dass dieser Konflikt nur zu lösen sein wird, wenn Mitmenschlichkeit und Mitgefühl wieder über Hass und Zorn siegen. Und Sie haben uns in den letzten 23 Jahren darin bestärkt: das Ausmaß an Mitmenschlichkeit und Mitgefühl, das wir durch Sie erlebt haben und an Schwester Susan und die Menschen im Gazastreifen weitergeben konnten, war überwältigend. Damit haben Sie einen wichtigen Teil dazu beigetragen, dass Schwester Susan und Sabah so lange trotz schwerer Bedingungen ihre Arbeit im Gazastreifen leisten konnten. Wir danken Ihnen. Mit schwerem Herzen, aber nicht hoffnungslos.

Ihre

 Oliver und Maren Berthold